Sonntag, 23. Januar 2011

222 Jahre Godeffroys Gedächtniskurven Forschungsergebnis und Artikel : Von Fritz Wilhelm Dirala.

Man fragt sich, warum die Elbchaussee in Blankenese einen so merkwürdigen Verlauf nimmt. Aber das ist eben das Besondere an diesem weltbekannten Straßenzug. Die Besonderheit wurde verursacht durch die Godeffroys, die mit  ihren klassizistischen Hansenbauten, ihrer Hirschparkanlage und der Aufforstung großflächiger Gebiete in der Umgebung vorausschauend gewirkt haben, wofür wir heute sehr dankbar sind. Mit dem merkwürdigen Verlauf der Elbchaussee haben sie sich jedoch ungewollt ein weiteres Denkmal gesetzt.

Es begann mit den Brüdern Pierre und Jean Cesar IV. Godeffroy, die dort in Dockenhuden Ende des 18. Jahrhunderts Ländereien erworben hatten, worüber damals der Weg zur Nienstedtener Kirche führte. Bei Blankenese gab es noch keine Kirche und die Einwohner von Alt-Blankenese mussten zum Gottesdienst immer nach Nienstedten pilgern, zu Fuß am Elbufer entlang oder durch den Mühlenberger Weg und die Panzerstraße hinunter ins Mühlental und nach oben über den auch heute noch so genannten Blankeneser Kirchenweg, durch den Park des Jean Cesar Godeffroy.  Der konnte den Weg der Kirchgänger hier nicht umleiten oder sperren und baute einen schmalen Tunnel für sich und seine Gäste, um - unbelästigt vom Fußvolk aus Alt-Blankenese - zu seiner Aussichtsplattform über der Elbe zu gelangen. Wer vom Oberland aus zur Kirche wollte, zu Fuß oder mit der Kutsche, musste nicht erst ins Mühlental hinunter, er nahm die Kirchenstraße in Dockenhuden, die heute Pepers Diek heißt.

Das ist aus heutiger Sicht kaum vorstellbar, da ist Phantasie gefragt: Wo würden Sie als mittelalterlicher Kutscher mit Pferd und Wagen von Alt-Blankenese nach Hamburg fahren, wenn Sie erst einmal den Höhenunterschied vom Strand über die serpentinenartige Blankeneser Hauptstraße bis aufs Elbhochufer überwunden haben? Sie würden doch nicht wieder die steilen Täler am Mühlenberger Weg und Mühlenberg durchqueren, sondern oben um die beiden Täler herum fahren. Genau so müssen Sie sich den ursprünglichen Verlauf der heutigen Elbchaussee vorstellen. Für Kutschen aus Alt-Blankenese war dies der direkte Weg nach Nienstedten und deshalb sprach man von der Kirchenstraße.

Das änderte sich schlagartig in der Zeit um 1790, als die Godeffroys immer mehr Ländereien in Dockenhuden erworben hatten. In den beiden letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts, genauer gesagt von 1784, als der Dänenkönig die Vermessung seines Landes angeordnet hatte, bis 1796 entstanden auch die ersten Flurkarten der Gegend. Erhalten sind verschiedene Fassungen einer Karte von Dockenhuden von dem „beeydigten Landmeßer“ J. Carstens (1789) und eine militärische Karte der Herrschaft Pinneberg von „Offizieren des Schleswigschen Infanterieregiments“ ebenfalls von 1789. Danach lässt sich die Entstehung von „Godeffroys Gedächtniskurven“ genau auf dieses Jahr datieren. Auf der militärischen Karte (Abb.1) ist der ursprüngliche Verlauf der „Elbchaussee“ noch durchgehend eingezeichnet, auf den anderen von Carstens aus dem gleichen Jahr ist er nur noch fragmentarisch zu erkennen.

Es sollen hier weder das Ansehen der Gebrüder Godeffroy herabgewürdigt noch die Anerkennung ihrer großen Verdienste geschmälert werden. Ihre Bauten und Parks sind sichtbare Zeichen guten Geschmacks und edler Gesinnung. Wir alle profitieren von den Aufforstungen riesiger Flächen in unserer Umgebung. Aber es bleibt einer rechtswissenschaftlichen Untersuchung vorbehalten, ob die Duldung der Kirchgänger nicht vielleicht gewohnheitsrechtliche Gründe hatte  oder gar kirchenrechtliche Verpflichtung war. Der Tunnel unter dem Blankeneser Kirchenweg spricht nicht unbedingt für ein soziales Engagement des Erbauers. Vielleicht hatten auch Berichte aus Paris von den Unruhen vor der Französischen Revolution für Respekt vor der Volksmasse und so für ein moderates Verhalten der Gutsherren gesorgt.

Die Straße vor Jean Cesars Hirschparkhaus und auch die Straße neben dem Weißen Haus von Pierre Godeffroy wurden dennoch rücksichtslos gesperrt und Fahrzeuge mussten sich eine Umleitung durch das Dorf Dockenhuden gefallen lassen. Ein wehrhaftes Einfahrtstor zum Hirschparkhaus an der neuen Umgehungsstraße demonstrierte deutlich die neue Grenze zur Privatzone. Nur für Fußgänger blieb    ähnlich wie der Blankeneser Kirchenweg am Elbhochufer    ein schmaler Pfad im Nordwesten ganz am Rand des Grundbesitzes, der übrigens gegenüber vom Witthüs-Eingang heute noch erkennbar ist.

Auch der ursprüngliche Verlauf der „Elbchaussee“ im Hirschpark (Foto) ist noch an einigen uralten Linden erkennbar, die eine Allee ahnen lassen vom Parkeingang Mühlenberg ausgehend geradeaus, nirgendwo hinführend sondern plötzlich an der Grenze eines Privatgrundstücks endend. (Nicht zu verwechseln mit der ebenfalls schon vor Godeffroys Zeiten bestehenden Lindenallee.)

Meine These von dem ursprünglichen Verlauf der heutigen Elbchaussee bekräftigt auch das Forschungsergebnis von Dr. Grützner hinsichtlich der ersten Villa am Elbhochufer bei Blankenese, die sicher nicht irgendwo versteckt in der Botanik erbaut worden war, sondern unweit eines bedeutenden Landwegs.

Die weitere Geschichte der Elbchaussee ist auch wechselvoll. Am Anfang des 20. Jahrhunderts nannte man die beidseitig an Godeffroys Grundstücksgrenzen „gekappte“ Kirchenstraße ab 1919 „Bogenstraße“ und seit 1928 „Pepers Diek“. Die Elbchaussee mit „Godeffroys Gedächtniskurven“ erhielt  schon vor 1900 ihren heutigen Namen. Der erste Neubau auf dem frisch parzellierten Komplex Ole Hoop/Godeffroystraße in Dockenhuden bekam hier 1906 die Hausnummer Elb-Chaussee 20.  Alt-Blankenese zählte ihre Elb-Chaussee unabhängig davon von der anderen Seite mit eigener Nummernvergabe bis zur „Alten Blankeneser Apotheke“. Dazwischen lag Godeffroysches Grünland. Vereinigt wurden die beiden Elbchausseen erst 1919 mit der Vereinigung der beiden Dörfer. Und in der Mitte des letzten Jahrhunderts kam im Osten noch die ganze Flottbeker Chaussee bis Altona dazu, was die Elbchaussee auf fast 600 Hausnummern brachte.

Übrigens war der Mühlenberger Weg nicht auf seiner gesamten Länge die Grenze zwischen Dockenhuden und Blankenese. Eine kleine Fläche östlich an der Ecke Elbchaussee mit der „Alten Blankeneser Apotheke“ und dem ehemaligen Hotel- Restaurant „Zur Johannesburg“ mit der Straßenbahn Endstation gehörten auch damals schon zu Alt-Blankenese. Nördlich, östlich und südlich davon erst schlossen die Godeffroyschen Felder von Dockenhuden an, die um 1900 mit der Schiller- und Goethestraße (heute Godeffroystraße und Ole Hoop) erschlossen und Anfang des 20. Jahrhundert bebaut wurden. Dr. Wilhelm von Godeffroy und sein Nachfolger, ein Herr Kirsten, bekamen die Genehmigung zur Parzellierung erst nachdem ein Bauplatz  für die Blankeneser Kirche auf dem Dockenhudener Grundstück kostenlos zur Verfügung gestellt worden war. Man erzählt sich auch, dass Herr Kirsten trotzdem „seine erste Million“ mit der Parzellierung verdient haben soll.

Auf mangelnde Rücksichtnahme der Godeffroys auf Nachbarn ist zu schließen aus der Standortwahl für das als feuergefährlich einzustufende Backhaus des Pierre Godeffroy vom Weißen Haus. Es wurde aus verständlichen Gründen möglichst weit entfernt von der Villa, jedoch ganz scharf an der nördlichen Grundstücksgrenze errichtet, 150 m vom massiven Herrenhaus entfernt aber keine 50 m von dem mit Stroh gedeckten, nachbarlichen  Bauernhaus. (Rekonstruierte Fundamente vom Backhaus befinden sich im Garten der Godeffroystraße 4.)

Godeffroys Gedächtniskurven können wir heute als Kuriosum belächeln und nach 222 Jahren Gewöhnung mit Gelassenheit akzeptieren zumal die technische Verkehrsführung im letzten Jahr deutlich verbessert worden ist. So kann eine Umgehungsstraße mitten durchs Dorf durchaus auch etwas Positives sein, wenn man bedenkt, was Lärm und Abgase von täglich mehreren tausend Autos  im Park anrichten würden. Wir sollten die Kurven also andächtig in dankbarer Erinnerung an die Godeffroys durchfahren – gegebenenfalls auch mit erzwungenen Gedenkminuten an zwei Ampelanlagen auf der Strecke.
Bebauungspläne Hanggebiet Blankenese

Vom 03. Januar – 04. Februar 2011 wurden im sogenannten technischen Rathaus in Altona, Jessenstraße 1-3, acht Bebauungspläne für das Blankeneser Hanggebiet ausgelegt.
 Im Zuge der Verwaltungsreform sollten mehr Aufgaben und auch mehr Personal  von den Fachbehörden In Altona  nach Willen aller Bezirksfraktionen Bauprüfer, Tiefbauabteilung, Gartenbauabteilung und der Ordnungsdienst möglichst in einem Gebäude zusammengefasst werden, um den Bürgern kürzere Wege zu bieten. Als Standort für ein solches "Technisches Rathaus" ist ein 2006 leerstehendes Gebäude, das  damals vom Jahr-Verlag genutzt wurde, von den obigen Fachbehörden bezogen worden. Für uns Blankeneser sind die Wege, durch den Wegzug des Ortsamtes und der Bauprüfungsabteilung im Hessehaus weitaus länger geworden.
Der Blankeneser Bürger-Verein war am 12. Januar 2011 mit geballter Manpower im technischen Rathaus erschienen, um in die hoch oben im 5. Stock öffentlich ausliegenden Bebauungsplanentwürfe  Blankenese 18, 43, 44, 45, 46, 47, 48 und 50, Einsicht zu nehmen.
Herr Prof. Dr. Jürgen Weber, Vorstandsvorsitzender des BBV, vermisste den Bebauungsplanentwurf Blankenese 42 – Baurs Park, denn hier im Baurs Park sind in letzter Zeit besonders viele Bebauungsanträge und Neubauten von den Fachbehörden und Bauausschüssen beraten und genehmigt worden. Bei diesem Plan ist noch Beratungsbedarf. Um die Verabschiedung der anderen B-Pläne nicht noch mehr  zu verzögern, hat man die Veröffentlichung von Plan 42 zurückgestellt, wurde uns von den zuständigen Stadtplanerinnen Margrit Werner - Kroll und Ulrike Frauenlob mitgeteilt.
Am Beispiel des Bebauungsplanentwurfes  Blankenese 46 wird deutlich, was beschlossen werden soll.
Das Gebiet liegt im Blankeneser Elbhanggebiet (Treppenviertel) im Umfeld der Blankeneser Hauptstraße etwa zwischen Süllbergsweg und Beckers Treppe.
Mit dem Bebauungsplan soll die vorhandene, Milieu bestimmende Wohnbebauung vor nachteiligen, baulichen Veränderungen bewahrt werden. Hierzu sind Erhaltungsbereiche nach § 172 des Baugesetzbuches  sowie Baugrenzen, die sich am vorhandenen Gebäudebestand orientieren, vorgesehen. Bauliche Erweiterungen sollen nur in geringem Umfang zugelassen werden. Zusätzlich ist es geplant, die bestehenden Freiflächen, wie die Ortsbild prägenden Gärten, als Grünflächen und in ihrer Funktion für die Sichtbeziehungen zur Elbe zu sichern.
Es ist vorgesehen, die bereits als Denkmal geschützten Gebäude, in den Bebauungsplan einzutragen. Die „denkmalschutzwürdigen“ Gebäude, als erkanntes Ensemble. zur Sicherung des Milieugebietes wird im Erhaltungsbereich festgesetzt.
Bedingt durch die ausgeprägte Topographie des Geesthangs und die historische Entwicklung des Ortes Blankenese ist das Plangebiet am Blankeneser Elbhang durch ein für Hamburg einmaliges städtebauliches Milieu gekennzeichnet. Charakteristisch ist die kleinteilige, unregelmäßige Struktur der Erschließung und Bebauung, die den Höhenlinien und Terrassierungen des Hanges folgt. Besonders reizvoll und prägend sind in diesem Zusammenhang die Treppenwege, die immer wieder Ausblicke auf die Elbhangbebauung, aber auch die freie Sicht auf die Elbe freigeben. Die städtebauliche Gestalt zeichnet sich durch das Zusammenwirken von Gebäuden aus unterschiedlichen Bauepochen aus. Die zum Teil großräumigen Gärten sind in ihrer Grünqualität von prägender Bedeutung für das Landschaftsbild und tragen in besonderem Maße zur Wohnqualität und Attraktivität des Ortes bei.
Aufgrund seiner herausgehobenen Lage und seiner hohen städtebaulichen Qualität ist das Plangebiet einem starkem „Wertschöpfungsdruck“ ausgesetzt. In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Bauvoranfragen und -anträge für Neubauten, Umbauten und Erweiterungen eingereicht, die sich in ihren Dimensionen nicht in das Umfeld einfügen. Mit dem bestehenden Planungsrecht des Baustufenplans besteht keine Handhabe, diese maßstabsfremden Vorhaben abzuwehren. Es ist zu befürchten, dass bei einer fortschreitenden Verdichtung der besondere städtebauliche Charakter und die besondere Eigenart des Milieus verloren gehen.
Durch die Verabschiedung der acht B-Pläne im Blankeneser Hanggebiet werden Festlegungen getroffen, die erheblich in die Rechte der Grundstückseigentümer eingreifen.
Z. B. ist in den B-Plänen auch die Gefährdung des Hanges vermerkt. Schützenswerte Bäume sind eingetragen und die Gestaltung der Dachformen und der Ausschluss von Nebenanlagen, Stellplätzen und Garagen sind genauso eingezeichnet, wie die Anzahl der Geschosse der bestehenden Bauten. Die Fensterfläche darf 60 % der Außenflächen der Gebäude nicht überschreiten. Die Erweiterung der Wohnflächen ist auf 10 % beschränkt. Bei einer Wohnfläche von 49,7 m2 darf also nur um 4,97 m“ erweitert werden.
Unsere Fachfrau, die Architektin Jutta von Tagen, hatte erhebliche Bedenken und etliche Fragen an die Auskunft gebende Stadtplanerin Frau Werner – Kroll.
Im Plan 47 wurde z. B. das gesamte Gebiet der Kahlkampschule, einschließlich diverser Grünflächen, als Flächen für den Gemeinbedarf ausgewiesen. Jutta von Tagen erinnerte daran, dass es Pläne gab die Kahlkampschule aufzulösen und zu verkaufen. Ob der Erwerber dann dort nicht das Recht hätte, hier z. B. ein Hotel mit Erweiterungsbauten zu errichten. Antwort: Nein, denn die Gebäude Kahlkampschule stehen unter Denkmalschutz. Die weitere Bebauung darf nur für Gemeinbedarf genutzt werden.
Weiter wurde angemerkt, dass die jetzigen Entwürfe der B-Pläne weitaus weniger Grünflächen ausweisen, als die Entwürfe von vor zwei Jahren.
Antwort, der Stadtplanerin: Das hat juristische Gründe, Die Grundstücke mit ihren uralten Bauten im Hanggebiet sind nach heutigen Maßstäben völlig überbaut. Um nicht bei jedem Grundstück die jeweilige Geschoßflächenzahl zu errechnen und festlegen zu müssen, hat man die Grünflächen weitgehend aus den Plänen herausgenommen.
Der Strand bis zur Elbe ist als Erholungsfläche ausgewiesen und ist in den B-Plänen mit einbezogen. Die sogenannten Wassergärten sind geschützt und weitere Abstellplätze für PKW sind nicht genehmigungsfähig. Aus den Plänen kann man die Hochwassergrenzen erkennen.
Nach Abschluss der Auslegungsfrist der acht B-Pläne am 4. Februar 2011 und der Abarbeitung eventueller Einsprüche  und Anträge, gehen die B- Pläne an die Bürgerschaft, die sie nach Aussprache verabschiedet. So erlangen diese B-Pläne Gesetzeskraft.
Sicherlich wird man im Einzelfall immer wieder von der Politik Entscheidungen verlangen, die eigentlich den Vorgaben der B-Pläne entgegenstehen. Im Jahre 2013 findet in Hamburg die internationale Gartenschau statt. Es ist zu hoffen, dass dann die Hamburger und die Politik sich mehr für ein grünes Hamburg einsetzen und sich bewusst werden, was für ein Schatz das Blankeneser Hanggebiet und das Hohe Elbufer mit seinen Elbparks für Hamburg und seine Gäste darstellt. Heiner Fosseck

„Tina Onassis“



Am Donnerstag, den 22. Oktober 1953 saß ich in der 7. Klasse der Gorch Fock Schule. Wir baten unsere Lehrerin, ob wir nicht an den Strand runter laufen dürften, denn der größte Turbinentanker der Welt, die „Tina Onassis“ würde zum erstem Mal Blankenese passierend zur Werftprobefahrt auslaufen.
Der Stapellauf im Sommer, am 25. Juli 1953, war für ganz Hamburg das Großereignis des Jahres gewesen. 15000 Menschen waren als Gäste allein auf das Werftgelände der Howaldtswerke Hamburg am Roßhafen geladen und rundherum im Hafen und auf den vielen Barkassen waren noch weitere 10000 Menschen.
Fünf Jahre nach der Währungsreform baute man in Hamburg wieder Großschiffe, dies erfüllte viele Hamburger mit Stolz und Genugtuung. Deutschland ist wieder wer. Dieses Ereignis war in Hamburg bedeutender als der Sieg der Fußballweltmeisterschaft ein Jahr später. Das Hamburger Abendblatt berichtete über jeden Schiffneubau, dafür sorgte schon ein tüchtiger Schifffahrtsredakteur mit Namen Peter Tamm.
Die Taufe des Schiffes übernahm die kleine Christina Onassis:“ Ich taufe dich auf den Namen meiner Mutti“ und dann drückt sie auf dem Knopf und eine Champagnerflasche zerschellte am Bug. Alle Schiffe im Hafen tuteten und heulten mit den Typhonen und Dampfpfeifen Salut und langsam glitt der Riesenleib des Schiffes zur Erleichterung der Erbauer ohne Probleme ins Wasser. Die „Tina Onassis“ schwamm.
Dem Joch der Schule entronnen, trafen wir uns entlang der Elbe. Wie üblich ließ das Schiff auf sich warten und dann kam es endlich in Sicht. Die 236 m lange „Tina“ schob sich langsam durch das Elbwasser an der staunenden Menschenmenge am Elbufer von Blankenese vorbei. So ein großes Schiff hatten wir noch nie gesehen. Sicherlich, das Passagierschiff „Italia“ mit ihren zwei Schornsteinen kam regelmäßig nach Hamburg, aber die „Tina „, war doch was Besonderes.  Vollbeladen hatte die „Tina Onassis“ eine Wasserverdrängung von 58 514 t und konnte 44 720 t Öl  laden. 1953 waren die größten Tanker etwa 17 000 t groß und nun bald das Dreifache bei der „Tina“. Die 62 Männer der Besatzung wurden in komfortablen Einmannkabinen untergebracht.
Der türkisch-griechische Tabakhändler und spätere Großreeder mit argentinischem Pass, Aristoteles Onassis, war damals weltweit bekannt. Aus armen Verhältnissen stammend, war er nach dem Krieg mit glücklicher Hand in die Schifffahrtsbranche eingestiegen und hatte es in kürzester Zeit zum vielfachen Millionär gebracht. Das war der Stoff, aus dem Träume gemacht wurden und die Presse berichtete weltweit über die Familie Onassis.
Ein Jahr später, am 5. Juni 1954, lief das Schwesterschiff mit dem sperrigen Namen „ Al-Malik Saud Al-Awal“ wieder bei Howaldt in Hamburg gebaut vom Stapel. Das erregte aber bei weitem nicht das Aufsehen. Das war nun schon nicht mehr interessant, denn auch auf anderen Werften wurden jetzt solche Riesentanker gebaut. Aber nie hätten wir uns damals vorstellen können, dass es 30 Jahre später Supertanker geben würde, die über acht Mal größer waren, wie  unsere„Tina.“
Bis Mitte der 1970er Jahre gab es ein besonders starkes Wachstum im Tankerbau, welches dazu führte, dass kleinere Tanker wie „Tina Onassis“ unwirtschaftlich wurden. Die Tina Onassis kam am 3. September 1975 in Kaohsiung auf Taiwan an, wo sie abgebrochen wurde.
Heiner Fosseck