Freitag, 14. Dezember 2012

Der Film: Ein Schauspieler aus Blankenese


Besitz  Herrenhaus Godeffroy und Hirschpark Ferdinand Nather 1921 - 1924

              Ehemaliger Besitz  von Margot Nather   Kösterbergstraße 20



 Ehemaliger Besitz Villa Grüneck Falkenstein bis 1939 von Mary Nather/Lieven





Ehemaliger Besitz Villa im Hirschpark (Gästehaus Oetker) Alide Nather










Ehemaliger Besitz  von  Herta Nather Hotel Falkenthal













Der Film: Ein Schauspieler aus Blankenese
Heinz Lieven, wie kam es zu den Film? Der Regisseur Claus-Michael Rohne  hatte vier Wochen nichts zu tun, und sagte, ich mache einen Film über dich.
So entstand ein 90 minütiger Film in dem Heinz Lieven über das Leben seiner Vorfahren und über sein eigenes bewegtes Leben Auskunft gab.  Der Film entstand in seinem Haus in Blankenese und hat nur eine Einstellung und trotzdem ist er bis zum Schluss spannend. Man fragt sich, was kommt denn nun noch. Der Großvater von Heinz Lieven war Ferdinand Nather, ein steinreicher Holzkaufmann aus Riga, der nach der Oktoberrevolution unter dramatischen Umständen nach Deutschland fliehen musste. Die Familie landete in Blankenese. Er hatte vier Töchter, denen er je eine Villa schenkte. Das waren auch noch jetzt bekannte Blankeneser Häuser. Alide bekam die Villa In de Bost, jetzt Oetker-Villa. Herta das Hotel Falkenthal am Falkenthaler Weg. Margot eine kleinere Villa in der Kösterbergstraße 20. Margot und ihr Mann ließen sich lieber auch mit Geld auszahlen und kauften in Hamburg Kinos. Ein Freund der Familie Nather  in Riga war Dr. med. Wilhelm  Lieven. Dieser war zufällig bei der Geburt von Mary Nather dabei und 25 Jahre später heiratete die attraktive Mary ihren Geburtshelfer. Mary bekam die bekannte Villa Grüneck. Man richtete hier ein Sanatorium ein. Ferdinand Nahter kaufte für sich den jetzigen Hirschpark mit dem Herrenhaus Godeffroy. So weit war für alle gesorgt. Aber man hatte wenig Glück mit den Schwiegersöhnen. Der eine soff, der andere war vollkommen untüchtig. Ferdinand selbst konnte auch die Finger nicht von fremden Damen lassen, und ließ sich auch noch  in flagranti vom eifersüchtigen Ehemann im Zimmer der Dame erwischen. Der erschoss kurzerhand den Nebenbuhler Ferdinand Nather und der gesamte Hirschpark mit den Herrenhaus wurde an die Stadt Altona für 250 000 Mark verkauft. Der Mörder bekam für seine Mordtat 6 Monate auf Bewährung.  Die Geschichte der Familie wird von Heinz Lieven  unprätentiös erzählt. Ein Niedergang der Familie Nather/ Lieven innerhalb einer Generation. Buddenbrook lässt grüßen. In der Villa Grüneck starb 1934 mit 65 Jahren der  Mann von Mary. Villa Grüneck wurde von Mary als Pension weitergeführt und kurz vor dem Krieg an die Stadt Hamburg verkauft. Die Häuser der vier Töchter von Ferdinand Nather waren futsch. Mary kaufte ein verfallenes Blankeneser Tweehus, dass aufwändig restauriert werden musste.Von der 20 Zimmer Villa Grüneck in ein verfallenes Reetdachhaus O’n Kamp im Treppenviertel.  Die  schöne Mary hatte nach dem Tod ihres Mannes  viele Verehrer. Aber das kann man alles in den Buch des Ehepaars Maike und Ronald Holst „Stille Häuser, Stürmische Zeiten“ nachlesen.
Der Junge Heinz kam nicht an Hitlerjugend und Flakhelfereinsätze vorbei. Heinz Lieven: In der Schule gingen unsere alten Lehrer in den Keller und wir  17 Jährigen gingen an die Kanonen. Der Krieg war für ihn in Waren/ Müritz aus. Der Weg nach Hause führte ihn über Kopenhagen, Schleswig-Holstein nach Hamburg. Seine Schwester war froh ihn gesund wieder zusehen. Wie Hanno  Buddenbrook zog es ihn zur Theaterwelt. Der Anfang war schwer. 2 Mark pro Abend Gage und 20 Mark für die 6 Wochen Probenzeit. Er muss heute überlegen, wovon er damals überhaupt gelebt hatte. Da gab es noch einen Bauernhof seines Bruders in der Südheide, wo Nahrhaftes rüberkam. Noch 1950 trug er alte Wehrmachtsklamotten. Helmut Gmelin im Theater im Zimmer meinte: Jetzt kommt Lieven ,das schwarze Ofenrohr. Dies und auch seine Theaterkarriere wird in diesem Film von Heinz Lieven erzählt. Manchmal unterbrochen von Fotos und Filmausschnitten und wie Heinz Lieven im Film die ehemaligen Häuser seiner Familie in Blankenese vorstellt.  Mit 83 Jahren musste Heinz Lieven einen alten Nazi spielen und splitterfasernackt in einer Szene des Films von Paolo Sorrentinos „Cheyenne – This must be the place“ in New Mexico durch den Schnee laufen. Dieser Film wurde in Cannes gezeigt. Das Leben von den Familien Nather und Lieven ist so ereignisreich und interessant, dass man sich wundert, dass niemand bis jetzt dieses Familienepos verfilmt hat.
Heiner Fosseck

                                 Film :  Heinz Lieven in "Chenne this must be the place"

Samstag, 29. September 2012

Eine Reise mit Blankenesern ins Baltikum





Um es mit Erich Kästner zu sagen: “Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. So war und ist es mit unserem Blankeneser Ehepaar Gigi und Uwe Reger, die nun zum wiederholtem Male  eine Reise für uns Blankeneser organisierten. Dabei blieb es nicht nur beim „Mach mal tu mal“ liebe Gigi, du kannst es doch so gut, und Gigi meinte selbst  sinngemäß am glücklichem Ende der Reise : „Wer sich selber zum Esel macht, dem will jeder Säcke aufladen.
Wie es auch sei, 45 Damen und Herren des BMTV und des Blankeneser Bürger-Vereins nebst Freunden und Bekannten, fuhren Anfang September 2012 bei herrlichem Wetter mit einem Bus der bewährten Firma Dehn-Reisen über Kiel und dann per  Schiff nach Klaipeda. Das vormalige Memel in Litauen. Der Fahrer war nicht unser Gert Simon, der fiel aus privaten Gründen aus, sonder ein junger alerter Mann namens Björn Kamp. Auch ein guter Mann, wie sich herausstellte. Das Schiff der Reederei DFDS „Regina“ unter Litauischer Flagge fahrend, war ein kombiniertes Roll on/ Roll off Fährschiff. Die Fahrt ging an der Ostseeküste entlang . Hiddensee, Rügen und Warnemünde wurden auf der Backbordseite passiert und auch Steuerbord meinten wir die Insel Bornholm zu erkennen. In der Sonne  bei glatter See ließ es sich am Oberdeck gut aushalten. Das Leben ist schön.
Am nächstem Tag nach 21 Stunden Seefahrt waren wir in Klaipeda. Diese Stadt hatte 1944 im Krieg stark gelitten und wir waren trotzdem erstaunt, dass wir in einem komfortablen Hotel-Hochhaus unterkamen. Das Hotel Amberton lag mitten in der Stadt unweit der Düna oder Memel oder Njemen, wie der 976 Kilometer lange frühere Grenzfluss, der aus Weiß-Russland kommt von den verschiedenen Völkern genannt wird, die hier in den letzten 700 Jahren geherrscht haben.
Hier lernten wir auch die gebürtige Russin Maya kennen, die hier in Klaipeda geboren und uns jetzt auf der 12 tägigen Reise begleiten wird. Zu allererst hatte sie Mühe, der begriffsstutzigen deutschen Reisegruppe mit den Tücken der Hotelfahrstühlen bekannt zu machen.  Die Fahrstühle wurden von außen programmiert, wo man  denn in welchen der drei Fahrstühlen einsteigen sollte. Da alle 45 Leutchen zugleich nach oben wollten, war das fast ein unmögliches Unterfangen, da man sich selber gegenseitig blockierte mit den vielen Koffern und Taschen. Schlussendlich, ich weiß nicht wie, löste sich der Knoten und alle kamen irgendwie ans Ziel. Vor dem Abendbrot ließ man es sich an der neuen Uferpromenade wohl sein und genoss die Sonne . Manche streiften auch schon durch die Altstadt, die sehr schön wieder hergerichtet ist, wenn auch noch viele Baulücken zu sehen waren. Abends hatten wir Probleme beim Geld umtauschen. Jedes dieser drei Baltischen Länder, die wir besuchen wollten, hat nicht nur seine eigene Sprache und Geschichte, sondern auch eine eigene Währung. Wie immer bei kleinen Ländern ist der Stolz auf das Land groß. Unsere Euronen wurden nicht immer akzeptiert, so auch hier in Klaipeda. Die Währung ist seit 1993 der Litas und ist etwa 0,26 Euro wert. Wir helfen uns gegenseitig aus, denn für ein Bier wollten wir nicht Geld eintauschen. Maya ging mit uns durch die Altstadt und wir besuchten das Heimatmuseum und Maya hielt ein Geschichtsreferat und fing etwa 1240 mit einem Mongolenüberfall an. Polen, Russen, Schweden, Dänen und der Deutscher Ritterorden und dann im letztem Jahrhundert auch wieder Polen, Sowjetrussland und Hitlerdeutschland und wieder 50 Jahre Sowjetrussland waren die Herren in diesem gebeutelten Land und nicht nur hier, sondern auch im benachbarten Lettland und Estland.
Der nächste Tag sah uns früh auf der Fähre , die uns über das Haff zur 96 Kilometer langen   Kurischen Nehrung übersetzte. Hier war Natur pur. Die Nehrung ist ein Dünengürtel, der jetzt mit Fichten bepflanzt ist. In früherer Zeit waren die bis zu 40 Meter hohen feinsandigen Dünen ohne Bewuchs und diese wurden  von den ewigen Westwinden von See in Richtung Haff geweht und begruben  arme Fischerdörfer und die Not war groß. 
Wir überquerten die Dünen  und sahen einen endlosen herrlichen weißen Strand. Kaum Menschen waren an diesem sonnigen Tag  zu sehen. Der Himmel über uns blau mit einigen Kumuluswolken. Ein frischer Wind trieb in endloser Reihenfolge weiß gekrönte Wellen an den flachen Strand. Nichts war am Strand zu sehen, keine Fegsel, kein Treibgut, kein Unrat. Ein einsames Brett war von - wer  weiß woher -  angetrieben worden. So hatte auch unsere spontane Suche nach Bernstein keinen Erfolg.
Nachdenklich angesichts der Schönheit dieser Landschaft wird man, wenn man zurück denkt an die Menschen, die 1944 und 1945 über diese Nehrung  aus ihrer Heimat vertrieben wurden und in Richtung Westen flüchteten.
Die Schönheit dieser einmaligen Landschaft hatte auch den Großschriftsteller Thomas Mann angezogen. 1929 hatte er nach 30 Jahren endlich den Literatur Nobelpreis für sein unsterbliches Werk „Buddenbrook“ erhalten und die 200 000 Mark wurden für den Bau eines Sommerhauses auf einer hohen Düne, dem „Schwiegermutterberg“ ,unweit von Nidden verwendet. Dieses Haus ist heute ein Museum und wieder sehr schön hergerichtet, aber leider unmöbliert, denn die Einrichtung ist verständlicherweise im Laufe der vergangenen schlimmen Zeiten verschwunden . Ein Kamin ist noch vorhanden und auf dem Kamin steht ein Foto von dem Hausherrn. In Statur und Haltung eher an einem baltischen Baron oder an einem Earl of Longford erinnernd, der  in arrogantem Gestus am Kamin seines 138 Zimmerschlosses lehnt. Hier ist es nur ein geräumiges Holzhaus mit „Italienblick“  hinunter über das Haff. Drei Jahre konnte der Hausherr die Sommertage genießen und an seinem gewaltigen Wälzer„Joseph und seine Brüder“ arbeiten. Dann musste die Familie vor den Nazis emigrieren.
Wir spazierten am Ufer des Haffs nach Nida und aßen dort zu Mittag .Unweit von Nida war die Russische Grenze zum Kaliningrader Gebiet, dass frühere Ostpreußen, quer über die Nehrung, die nur mit einem Visum passiert werden kann. Die höchste Wanderdüne mit Weitblick über Nehrung und Haff wurde von uns erklimmt, genauso, wie den Hexenberg bei Juodkrante(Schwarzort)  auf dem seit 1979 viele Holzstatuen zu den dazugehörigen litauischen Märchen aufgestellt wurden. Erstaunlich, wie unsere manchmal über 80 Jahre alten Damen hier klaglos hoch wanderten.   Wieder am Ufer des Haffs angelangt bewunderten wir die vielen bunten Holzhäuser, die im Sommer an Gästen vermietet werden und nun meist leer standen, denn hier ist die Sommersaison am 20. August schon beendet. Wir fahren zurück nach Klaipeda. Immer durch die dichten Fichten- und Birkenwälder. Ein schöner sonniger Tag. Das Leben ist schön.
Den nächsten Tag geht es über die Autobahn erst nach Kaunas. Kaunas liegt sehr verkehrsgünstig am Schnittpunkt der Via Baltica und der Autobahn Klaipeda –Moskau. Eine sehr lebendige Stadt, die viele Studierende in ihren Mauern hat. Ein Augenschmaus   sind die überall zu sehenden lustigen schönen blonden jungen Frauen und Mädchen, die sich durchweg gut gekleidet haben. Wir besichtigen von außen die Burg, in der im zweiten Weltkrieg tausende von Menschen jüdischen Glaubens umgebracht wurden, was nicht verschwiegen werden darf. Auf dem riesigen Rathausplatz ist das sehenswerte Rathaus und auch die St. Peter und Paul Kathedrale. Nicht nur ein Kloster und viele Kirchen gibt es in Kaunas, sonder merkwürdigerweise auch ein Teufelsmuseum. Das hat wohl mit den dunklen einsamen Winternächten zu tun. Da sieht man vielerorts wohl den Dübel und den Hexenberg bei Nidda hatten wir ja schon bestiegen. Viele Cafés und Souvenirläden sind in der Fußgängerzone. Manchmal wirkt alles etwas herunter gekommen. Aber die Stadt ist lebendig und angefüllt mit Touristen und jungen Menschen.
Die letzten 100 Kilometer haben wir flott hinter uns gebracht. Vorbei an dichten Wäldern. Mit Sümpfen, Mooren, Seen und Flüssen und wahrscheinlich auch vielen Mücken. Wir erreichen das Weichbild von Vilnius  mit seinen Schlafstädten aus stalinistischer Zeit. Die Autobahn ist jetzt brechendvoll und das bei Treibstoffpreisen wie bei uns. Man wundert sich, wie die Menschen zurechtkommen.  Das Hotel Congreß, wo wir übernachten ist um brandet vom Verkehr, aber wir schlafen ruhig zum Hof.
Der nächste Tag sieht uns frühzeitig auf den Beinen und wir besichtigen brav eine orthodoxe Kirche mit viel Weihrauch und Kerzen. Wir zünden auch eine an und hoffen auf eine glückliche Reise. Hier in Vilnius – Vilnius ist Hauptstadt und Kulturhauptstadt von Europa 2009 -  gibt es viel Kultur, Universitäten( älteste Uni Europas) und Hochschulen. Ein Teil der Stadtmauer steht noch und durch das Tor der Morgenröte  durchschreiten wir, im Bewusstsein dessen, dass uns eine Sünde erlassen wird. Was mich sehr beruhigt. Von der dem Stadtinnern zugewandten Seite aus führt eine Treppe zu einer Galerie im oberen Bereich des Tores hinauf, wo sich eine Kapelle mit der als wundertätig verehrten Ikone der Barmherzigen Muttergottes befindet. Ein Wallfahrtsort für Katholiken, Orthodoxen. Die Schutzheilige von Litauern und Weißrussen und Polen.
Am Ufer der Neris steht groß mit Steinen ausgelegt:  Aš tave myliu“ und am anderem Ufer : „As jums tai pat“. „Ich liebe dich“ und „Ich dich auch“. Sehr schön!
Ab dem 16. Jahrhundert schufen italienische Baumeister zahlreiche Bauwerke im Stil des Barock in Vilnius, und noch heute verfügt Vilnius über eine der ausgedehntesten Altstädte in Osteuropa, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Vilnius galt seit seiner Gründung als eine der liberalsten Städte Europas, die im Lauf ihrer Geschichte auch verfolgten Juden aus Mitteleuropa und Russland Schutz bot. Als „Jerusalem des Nordens” wurde Vilnius zu einem Zentrum der jüdischen Kultur und Aufklärung. Um 1900 stellten Litauer nur einen kleinen Teil der Bevölkerung, nach dem (jiddisch sprechenden) jüdischen und dem slawischen (v. a. Polen und Weißrussen). Im Holocaust verlor die Stadt fast sämtliche jüdischen Bewohner und somit die Hälfte ihrer Bevölkerung.
Wir hatten in Vilnius natürlich wieder eine einheimische Stadterklärerin, die redete unermüdlich und zeigte uns die vielen Kirchen. Man konnte überall in Vilnius mindestens vier Kirchen von insgesamt etwa 96 Kirchen sehen. Wenn ich richtig zugehört habe, stimmt die Zahl. Ich wollte lieber auch im jüdischen Viertel eine entzückende Patisserie besichtigen. Die Fassade war schön anzusehen mit den liebevoll aufgemalten Rosen. „ Du kaufst da keine Dickmacher“, wurde mir von meiner Frau aufgetragen, als ich hinter einer Verkäuferin mit Häubchen und weißer Schürze dies süße Reich betrat. Gottseidank waren die vielen Pralinen doch arg teuer. Unsere Karawane war weiter gezogen und ich holte sie mühsam ein. Wir standen hoch über dem großfürstlichen Residenzschloss, das seit Jahrzehnten rekonstruiert wird. Die Führung endete auf dem etwas zu großen Rathausplatz mit der römisch-katholischen Kathedrale. 1993 besuchte Johannes Paul II. auch diese weiße große Kirche. Das wenigstens habe ich in der Eile behalten. Dann wurden wir entlassen und hatten Zeit zur freien Verfügung.
Im tiefen Keller eines Restaurants im jüdischen Viertel der Stadt aßen wir wir "Virty viyv cepelinai su varkes ir mesos jdairais", deutsch: gefüllte Kartoffelklopse. Litauisch schwööre Sprak!
Aber es war noch nicht genug mit den Besichtigungen. Jetzt fuhren wir zur Wasserburg Trakai. Trakai ist berühmt für seine alte Wasserburg auf einer Insel zwischen dem Galvesee, dem Lukasee und dem Totoriskessee . Ein Damm mit Holzbrücke führt in das große Gemäue. Treppau,treppab führte uns unsere Führerin. Es waren nicht nur unsere Gruppe da. Manchmal gab es ein arges Gedrängel. Auf dem Rückweg überraschte uns zum erstem Mal ein starker Regenguß. Ein Brautpaar in vollen Ornat und vier Brautjungfern in roten schicken Kleidern hatten wohl einen Fototermin auf der Burg gehabt und nun löste sich das Makeup auf und die Frisuren waren ruiniert und der Herr Bräutigam ging mit stoischer Miene und dem Fatalismus seiner russischen Herkunft unberührt vom durchnäßtem Elend rings um ihn seines Weges, um dann mit seinem Damen in einer 12 m langen weißen Stretchlimousine einzusteigen. Angesichts dieser Tragödie hielt sich unser Mitleid in Grenzen.
 In unserer Gruppe war ein Kaufieber ausgebrochen. Merkwürdigerweise wurden mindestens neun sehr schön bestickte Küchenhandtücher aus Leinen erworben, die ich wohl nicht zum Fahrradputzen nehmen darf.
Am nächstem Tag weiter mit dem Bus gen Norden immer an dichten Wäldern vorbei. Die Grenze nach Lettland wurde passiert. Hier sind keine Kontrollen mehr und wir erreichen die zweitgrößte Stadt Lettlands, Dougavpils. Neues Land neues Geld. Ich besorge mir Geld aus dem Automaten und muss feststellen, nachdem ich freundlicherweise einigen von der Gruppe Geld umgetauscht hatte, dass 0,70 Lats 1 Euro entspricht. Ich hatte das Geld umgekehrt getauscht. Bis auf einer Dame wurde mir das Geld freiwillig zurückgegeben. Das verlorene Geld buche auf das Dummheitskonto von mir. Über die Stadt ist nicht viel zu sagen und so fuhren wir weiter zu einer Zitadelle Dünaburg am Rande der Stadt. Alle die militärisch hier mal was zu sagen hatten, lagen hier in Garnison. Eine riesige Anlage, die auch mit Geldern von der Europäischen Union rekonstruiert wird.
Weiter mit dem Bus durch riesige urwaldähnliche Wälder, Wiesen, Felder.Ab und zu ein paar Kühe auf riesigen Weiden. Hier soll es viel Wild wie Rehwild, Elche, Luchse und so gar Wölfe und Bären geben, aber wir haben vom Bus aus, außer mal ein paar Rehe nichts gesehen.
Endlich erreichten wir unser Ziel, das Hotel in Rezekne (Rositten). Ein trauriger leerer Ort. Die stadtmitte war nicht vorhanden. Eine große Kirche war verrammelt. In eine unbefestigte Seitenstraße mit schmutzigen alten Holzhäusern trauten wir uns nicht rein. Vor dem Hotel wurde eine große Brücke gebaut und gleichzeitig ein schöner Park angelegt. Unweit war eine zerstörte Burg und was wir hier nicht erwartet hatten, hochmoderne schiefe Gebäude. Die Zimmer waren ordentlich, aber man konnte alle Lebensgeräusche der Nachbarzimmer hören. Na ja, auch mal interessant.
Zum Tanken und zur Mittagspause halten wir auf einer Tankstelle in Vöru. Die Sanitärräume waren meist nicht auf eine Busgesellschaft eingerichtet und so verschwanden einige immer in die Botanik, um sich nicht auch in die endlose Schlange vor den einzigen Klo anzustellen. Wir bestellten beim Fahrer Björn entweder Milchreis, Knackwurst oder Erben- oder Gulaschsuppe. Das wurde meist im Stehen gegessen. Nach dem Input/Output ging die Reise weiter Richtung Tartu. Anzumerken ist noch, dass aus dem kleinen lettischen Ort Vöru 77 Menschen bei einem großen Schiffsunglück ( Estonia) 1993 umgekommen waren.
Tartu erreichten wir bei sommerlichen Wetter. Schade, wenn es anders gewesen wäre. Die schöne Universitätsstadt ist das intelligente Zentrum von Estland. Jeder vierte 101 000 Einwohner ist Student oder sonst an den Universitäten beschäftigt. Die Stadt wirkt blitzsauber und die schönen Häuser sind durchweg restauriert und strahlen in alter Schönheit. Wir steigen zum Domberg hoch mit Ruine und Museum. Hier gibt es eine Engels- und eine Teufelsbrücke. Drunten am Marktplatz gibt es nicht nur ein schiefes Haus, sondern auch ein Denkmal mit einem eng umschlungenem Liebespaar, das sich intensiv küsst. Das Leben ist schön!
Abends kamen wir in Tallin im Hafen an, den hier war direkt am altem Hafen unser Hotel Euroopa. Hier kommen auch die Fähren aus Finnland an. Das merkt man daran, weil hier überall fußballfeldgroße Einkaufszentren sind, hauptsächlich mit Alkoholika bestückt.
Tallin ist heute eine Stadt, die nicht irgendwie nach 50 Jahren kommunistischen Schlendrian vernachlässigt aussieht. Nein, eher wie eine Stadt wie Stockholm oder Oslo. Die Altstadt wunderschön alles restauriert. Die Hochhäuser sind außerhalb der Altstadt erstanden. Die Stadt bordet über von Touristen, die von einigen Kreuzfahrtschiffen kamen. Die verschieden Reisegruppenführer hatten einen schweren Stand sich überhaupt Gehör zu verschaffen. So wir dann auch froh, als wir nach der Stadtführung entlasen und alles noch einmal in Ruhe anschauen konnten. So kehrten wir nach der Besichtigung der Alexander Newski Kathedrale hoch auf dem Domberg sofort in eine lauschige Gaststätte ein, wo wir im Innenhof Kaffee und Kuchen bekamen. Dann stromerten wir ziellos durch die Altstadt und machten etwas ernüchtert, ob der hohen Preise Windowshopping. Auf dem schönen Rathaus setzten wir uns vor einem Restaurant in die Sonne und bestellten leichtsinnigerweise zwei kleine Biere, die neun Euronen kosteten. Denn hier in Estland wird mit euros bezahlt, was uns bei diesen Preisen in Tallin auch nicht weiter hilft.
Am nächsten Tag geht es Richtung Süden nach Riga. Erster Stopp ist die Sommerfrische der Esten am Ausgang des finnischem Meerbusen, die Stadt Pärnu. Im Schnellgang wurde die Katharinenkirche und die orthodoxe Elisabethkirche besichtigt. Hier erstand ich eine garantiert  unechte kleine Ikone. Unsere Damen stürmten ein kleines Geschäft mit schönen Sachen aus Leinen. Weiter in Richtung Lettland.Etwas abseits des Weges besichtigen wir den Gaujas Nationalpark. Hier hätte man sich gerne etwas mehr Zeit genommen. Gewaltige Skulpturen aus Stein und eine rekonstruierte Burg auf dessen 42 m hohem Turm einige der Gruppe mühsam hoch kletterten. In der Gutsmannhöhle schöpften wir das eiskalte Wasser und erfrischten uns, denn dann gingen die Falten im Gesicht weg und auch für andere Gebrechen war dieses heilige Wasser wertvoll, was ich bestätigen kann, denn ich fühlte mich nach dem genuß des wassers wie neu geboren. Danach wurde die Schloßruine Sigulda besichtigt. Hier werden im Innenhof Theateraufführungen veranstaltet. Wir prüften die Akustik auf der Bühne und wir blieben beim Prolog von Hamlet gleich bem zweiten Vers stecken. Die Sonne schien. Das Leben ist schön!
Abends kamen wir in Riga an. Das moderne Hotel lag unweit der Altstadt. Wir hatten es wieder gut getroffen, aber nach dem Abendessen verschwand ich gleich aufs Zimmer. Die üblichen Verdächtigen spielten wie immer abends intensiv Karten.
Am nächstem tag hatten wir führung durch die Innenstadt von riga. Natürlich Weltkulturerbe. Mit recht will ich meinen, denn wir besichtigten die wundervollen Jugendstilgebäude in der Neustadt. Ein überreicher Fassadenschmuck mit Figuren und blumigen Ornamenten. Wir besichtigten brav das Schwarhäupterhaus und die Altstadtgassen mit den schönen Häusern. Im Dom trafen wir eine Bekannte aus Hamburg. Verblüffung auf beiden Seiten, dann Küsschen rechts und Küsschen links. Das war‘s, denn die Karawane zog weiter.
 Nun fing es leider an zu nieseln. Das war nicht so schön und wir flüchteten in eine Konditorei. Die Idee hatten auch andere von uns gehabt und wir mussten wir lange anstehen. Der Regen wurde stärker und wir flüchteten per Taxi ins Hotel.
Der nächste Tag war unser Bus wieder auf dem Weg in Richtung Klaipeda. Unterwegs besichtigten wir das Barockschloss Rundale. Ein Riesenbau, das als Versailles des Ostens bezeichnet wird. Ein wunderschöner Park und hier auf der Freitreppe kamen wir alle zum Gruppenbild zusammen. Weiter zum Berg der Kreuze. Hier hat man geschätzt Millionen von kleinen und kleinste und große und größere Kreuze aufgestellt oder abgelegt, die langsam verwittern oder von der Natur vereinnahmt werden.
Auf dem restlichen Weg zurück nach Klaipeda fasste unser guter Friwi Rietdorf gekonnt wie immer seine Eindrücke der Reise zusammen. Gigi hatte die Erlebnisse unserer Reise wie immer in Reimform gebracht und vorgetragen, Was mich immer verwundert und fragen lässt: Wie macht man das? Auch ein Lieb auf unserem Fahrer Björn Kamp hat sie gedichtet und wir sangen es begeistert nach der Melodie: „Alle die mit uns auf Kaperfahrt fahren, müssen Männer mit Bärten sein...“
Pünktlich erreichten wir unsere Fähre im Fährhafen von Klaipeda. Das gleiche Schiff brachte uns über Nacht nach Kiel. Auf See hatten wir windstärken 5-6 gehabe und wir bekamen die Türen zum Oberdeck nur schwer auf und verkrochen uns im Windschatten am Achterdeck.
Nach kurzer Fahrt durch Schleswig-Holstein erreichten wir wohlbehalten wieder Blankense. Eine schöne und interessante Reise war zu Ende. Vielen Dank liebe Gigi und lieber Uwe. In der Kathedrale unserer Herzen wird immer eine Kerze für euch brennen. Das habt ihr gut gemacht.
Heiner Fosseck





Kommunalpolitische Fahrt durch den Bezirk Blankenese




Am Samstag, den 22. September 2012 luden wieder einmal Abgeordnete des Bezirks Altona und der Hamburger Bürgerschaft zu einer kommunalpolitischen Rundreise durch den Bezirk Blankenese und angrenzende Ortsteile ein. Diese Veranstaltung findet nun schon seit 30 Jahren statt und ist schon bei interessierten Bürgern zur lieben Gewohnheit geworden. Los ging es an der Iserbrooker Martin Luther Kirche. Hier hat man neuerdings die Möglichkeit an der Außenwand hochzuklettern, denn man hat dort eine Kletterwand gebaut und kann so dem lieben Gott und seinen Stellvertretern auf Erden aufs Dach zu steigen. Auf Anfrage teilte der Altonaer Bezirksabgeordnete und gebürtige Schwabe,  Wolfgang Kaeser mit, dass er nicht an „digitaler Demenz“ leide und somit auch nicht auf Facebook und ähnlichem präsent ist. Gut zu wissen! Leider wurde die Bücherhalle in Iserbrook vor einiger Zeit aus pekuniären Gründen geschlossen, aber in Blankenese wurde eine mittlerweile sehr frequentierte Bücherhalle eröffnet, die zum Erfolg verdammt ist. Immer wieder wurde darauf hingewiesen, dass Politik die Kunst des Möglichen ist und man sich auch nach der finanziellen Decke strecken und Prioritäten setzen muss.
Am Botterbarg sind die Bauarbeiten schon sehr fortgeschritten. Die zusätzliche Wohnbebauung und die Tiefgaragen  sind im Rohbau fertig. Die Neugestaltung des kleinen Einkaufszentrums konnte nicht realisiert werden. Das vorgesehene Einzelhandelskonzept ist gescheitert und übrig geblieben sind nur eine Bäckerei mit gastronomischem Angebot und eine Kita und Kinderspielplätze. Die Öffentliche Hand hat dem Bauherrn und Bauträger „Bauverein der Elbgemeinde eV.“ mit 700 000 € bezuschusst, damit auch ein attraktiver Platz im Innenhof barrierefrei für die Öffentlichkeit geschaffen wird. Aber der wird leider nicht gebaut, damit die späteren Mieter nicht gestört werden. Diese Abstriche muss man hinnehmen. Ein kleiner Wochenmarkt wird aber kommen, wenn Politik, Polizei und Verkehrsbehörde sich geeinigt haben. Nebenbei erfahren wir, dass Hamburg bis 2030 130 000 Einwohner mehr haben wird. Soviel wie eine Großstadt wie Regensburg.
Die Osdorfer Feldmarkt soll erhalten bleiben. Ein Bebauungsplan wird erstellt und ist in Arbeit. Gewerbebauten entlang der Osdorfer Landstraße werden nicht kommen und es wird explizit darauf hingewiesen, dass Politik nicht nur gestalten soll, sondern auch Blödsinn verhindern, wie der schon durchgeplante Golfplatz vor 20 Jahren, der in der Osdorfer Feldmarkt erstellt werden sollte.
An der Bornheide ist der Neubau der neuen Schule Bornheide schon weit gediehen. Von der  Großsiedlung Osdorfer Born kann nicht mehr von einem sozialen Brennpunkt gesprochen werden. Es gibt keinen Leerstand von Wohnungen mehr. Im Gegenteil, auch hier wird mehr Wohnraum geschaffen. Ein buntes Bürgerhaus wird gerade gebaut, hier werden von der Wiege bis zur Bahre durch den Träger, die Diakonie, Beratungsstellen für Mütter und Kind, sowie Freizeitangebote für Jugendliche und Senioren angeboten.  Der Bau von 1400 neuen Wohnungen ist genehmigt und wird gebaut. Auch der Erstellung von Schulraum und sonstigen Folgen von forciertem Wohnungsbau wird Rechnung getragen. Das Stadion des SV Lurup wird entfernt, um Platz zu schaffen für den geplanten Wohnungs- und Schulbau. Am Farnhofweg kommt das neue Stadion, einschließlich Sportplatz, des SV Lurup hin. Eine Win-Win-Situation für den SV Lurup und der Freien- und Hansestadt Hamburg. Auch ein Technologie-Park soll hier entstehen. Ein Teil des Geländes am Farnhofweg wird dem Altonaer Volkspark zugeschlagen. Natürlich ist auch hier nicht alles einvernehmlich entschieden worden. Die Partei „Die Grünen“ haben Bedenken angemeldet. Durch den geplanten Kunstrasen auf den Sportplätzen, Kosten etwa 500 000 €, können Kleingetier, wie Regenwürmer, nicht durchkommen, aber auch die „Grünen“ kommen mit ihren Bedenken nicht durch, obwohl sie in der Altonaer Bezirksversammlung mit in der Regierung sitzen. Politik die Kunst des Möglichen.
Das  Einkaufszentrum am Ekholtplatz war versifft. Dies ist nicht mein Ausdruck, sondern der Eindruck der Politiker in Altona. Jetzt wird hier eine Neubebauung durchgeführt. Das FAMA Kino an der Luruper Hauptstraße ist geschlossen worden. Hier werden Wohnungen für mehrere Generationen gebaut. Rollstuhlgerecht und barrierefrei. Das FAMA-Kino kommt wieder ins Erdgeschoss.
Im Bezirk Altona werden keine Jugendeinrichtungen geschlossen. Der Botanische Garten heißt ab den 21. Oktober offiziell Loki- Schmidt-Garten.
 Nur mit Mühe kommt unser Bus unter der S-Bahn-Brücke an der Charlotte-Niese-Straße durch. Ein  veritabler Brückenanfahrschaden konnte so eben vermieden werden. Der „Adam“ am Botanischen Garten wird von großen Teilen der Bevölkerung als unästhetisch empfunden und will ihn dort weghaben. Die Politik ist anderer Meinung und plädiert auf die Freiheit der Kunst.
Der Dorfkern von Nienstedten wird immer mehr zu einem Problem. Die Nahversorgung ist nicht gewährleistet, aber dafür sind jetzt neun Häusermakler hier zu finden, was tatsächlich nicht das Gelbe vom Ei ist.
Der Verein der Freunde des Hirschparks in Blankenese und die Politik in Altona sind im Gespräch, dass Wildgehege im Hirschpark aufzulösen und das Damwild ins Gehege Klövensteen zu bringen.
Die Bebauung des früheren ARAL-Geländes an der Elbchaussee in Blankenese ist zu eng bebaut, aber man hat sich damit abgefunden.
Das Dauerthema, der Katharinenhof im Baur’s Park, ist ein Projekt des Anstoßes. Der Bauzaun ist auf das Nötigste zurückgesetzt worden, denn es ist öffentliches Grün auf privatem Grund. Die gesamte Grünfläche muss öffentlich sein. Die Politik steht vor dem einzigartigen Dilemma, dass hier ein Bauherr versucht, mit immer mehr und neuen Bauanträgen, die Veränderung der Baugenehmigung zu erreichen. Normal ist, dass ein Bauherr das Bauvorhaben zügig durchsetzen und verwirklichen will. Die zuständigen Ämter kommen dem Bauherrn Bishop GmbH weitestgehen entgegen, denn man will vermeiden, dass das Herrenhaus und die Remise weiter verfällt und letztendlich ruiniert wird. Im letzten Winter sind 40 Heizkörper geplatzt und mussten ausgebaut werden. Wasserschäden waren die Folge. Ein unhaltbarer Zustand, dass findet nicht nur der Blankeneser Bürger-Verein, sondern auch der Bürgerschaftsabgeordnete RA Andreas Ackermann. Er spricht von Missbrauch der vertraglichen Zweckbestimmung und Verlangsamung des Bauvorhabens. Fassungslos ist man auch über das aggressive Verhalten des juristischen Beistandes des Eigentümers und Bauherrn gegenüber dem Blankeneser Bürger-Verein. Man spricht von Missbrauch des juristischen Sachverstandes. Der Blankeneser Bürger-Verein und die Blankeneser Bürger sind vorrangig daran interessiert, dass die unendliche Geschichte der Wiederherstellung und Sanierung des Herrenhauses Katharinenhof mit der Remise endlich und zügig vonstattengeht. Ist das zu viel verlangt? Das Eingreifen der Finanzbehörde wird nicht empfohlen, sondern man möchte den Bauherrn zum „Jagen tragen“, damit ein neues Verkaufsverfahren vermieden wird. Das wäre eine Katastrophe.
Die Fahrt endet bei Kaffee und Kuchen in Schults Kaffeegarten an der Süllbergsterrasse.
Heiner Fosseck

Sonntag, 29. Juli 2012

Wie der Stadtteil Blankenese diffamiert wird



Leitartikel im Hamburger Abendblatt


Wie sozial ist Hamburg? Beispiel Winterhude: Anwohner verhindern mit juristischen Finessen die Eröffnung einer Kita. Beispiel Harburg: Anwohner sorgen sich um den Wert ihrer Grundstücke und bekämpfen die Eröffnung eines Hospizes für Sterbenskranke. Beispiel Sasel: Anwohner klagen gegen ein Wohnheim für Kinder, die als Opfer von Missbrauch und Misshandlung dringend aus ihren Familien herausgelöst werden müssen. Das sind nur drei Beispiele aus den zurückliegenden Wochen. Ist Hamburg noch sozial?
Die Macher des Internetlexikons Wikipedia verstehen darunter "die Fähigkeit (zumeist) einer Person, sich für andere zu interessieren, sich einfühlen zu können, das Wohl anderer im Auge zu behalten oder fürsorglich auch an die Allgemeinheit zu denken".
Insofern: Ja, Hamburg ist eine zutiefst soziale Stadt. Hamburg ist die Stadt der Stiftungen, der großen Hilfsprojekte, des ehrenamtlichen Engagements. Das zeigt sich trotz der drei Negativbeispiele auch in Sasel. Andere Anwohner stehen auf und heißen die Neubürger willkommen, ein Pfarrer entsagt der Neutralität und gibt der Pro-Gruppierung Gesicht und Stimme, Menschen aus allen Teilen der Stadt wenden sich mit äußerst mitfühlenden Briefen an diese Zeitung. Das macht Mut.
Traurig macht, dass ein Projekt wie das der diakonischen Großstadt-Mission überhaupt nötig ist. Dass Kinder aus ihren Familien genommen werden müssen, bevor sie wieder zu "Fällen" werden, vergleichbar denen, die mit den Vornamen Verstorbener verknüpft sind: Jessica, Lara-Mia, Chantal.
Ist das Verhalten der Gegner des Saseler Sozialprojekts einfach nur egoistisch, kleinmütig oder verantwortungslos? Oder ist es vielleicht auch so, dass die Menschen Angst haben? Angst vor Neuem? Angst, dass fremde Heranwachsende Drogenprobleme in ihr Quartier, zu ihren Kindern bringen?
Angst ist ein wirklich schlechter Ratgeber, doch zumindest ist dieser Fall ein guter, um daraus zu lernen. Er zeigt, wie wichtig es ist, Anwohner rechtzeitig zu informieren, statt sie vor vollendete Tatsachen zu stellen. Mündige, selbstbewusste, engagierte Nachbarn früh aufzuklären, sie mit ihrem möglichen Protest abzuholen, statt abzuwarten, ist die Konsequenz. Je besser und frühzeitig Nachbarn über ein solches Projekt informiert sind, desto klarer wird ihnen, wie wenig es ihr eigenes Leben negativ betrifft. Niemand, der für sich in Anspruch nimmt, sozial zu sein, dürfte dann noch auf die Idee kommen, den Wert eines Grundstücks aufzurechnen gegen das Wohl eines Kindes.
Die Spaltung unserer Gesellschaft in Arm und Reich spiegelt sich immer deutlicher in den Hamburger Stadtteilen. Bis auf wenige Viertel, in denen sich der Trend vielleicht noch stoppen oder gar umkehren lässt, werden die meisten Stadtteile auf Sicht solche sein mit sozialen Schieflagen oder solche nahezu ohne; Stadtteile mit einer "gesunden" oder einer "ungesunden" Sozialstruktur. Diese Entwicklung, fürchten Fachleute, werden auch die besten Wohnungsbauprogramme nicht aufhalten können.
Wenn es also so ist, dass Quartiere wie Sasel, wie Niendorf oder wie Blankenese kaum etwas leisten müssen, beziehungsweise können, für eine soziale Stadtentwicklung, so ist es erst recht deren Aufgabe, Projekten wie dem der Großstadt-Mission eine Heimat zu geben.
Ein gewachsener Stadtteil wird nicht zum Problemviertel durch den Zuzug von einigen Kindern aus problematischen Familien. Wenn nicht solche intakte Quartiere - wer dann soll sie aufnehmen? Ausgerechnet die Stadtteile, die als Problemviertel gelten? Oder die mit einem schönen Industriegebiet, wo hilfsbedürftige Kinder wenigstens nicht ins Auge fallen? Bitte nicht.
Leserbrief an Hamburger Abendblatt:
An
Hamburger Abendblatt
Leserbriefredaktion Hamburg, den 26. Jul 2012
z. Hd. Stephan Steinlein
Betr. Leitartikel „Die Pflicht zu helfen –Intakte Hamburger Stadtteile können ohne Probleme Sozialprojekte verkraften
Sehr geehrter Herr Steinlein!
Erst jetzt erfahre ich von ihrem wichtigen Leitartikel „Die Pflicht zu helfen“. Dazu habe ich als Blankeneser doch einiges anzumerken. Ich kenne nur die Situation in Blankenese. Sie schreiben unter anderem:
"Wenn es so ist, dass Quartiere wie Sasel, wie Niendorf oder wie Blankenese kaum etwas leisten müssen, beziehungsweise können für eine soziale Stadtentwicklung, so ist es erst recht deren Aufgabe, Projekten wie dem der Großstadt-Mission eine Heimat zu geben."
Aber genau dies ist doch schon längst in Blankenese geschehen.
Ich wohne seit über 18 Jahren in der Blankeneser Hauptstraße gegenüber einem Projekt der Wohngemeinschaft der Großstadt-Mission. Bei den jungen gehandikapten Menschen dort ist nie etwas vorgekommen, was nicht auch bei anderen jungen Menschen in der Nachbarschaft hätte vorkommen können.
In Blankenese wird seit Pfingsten für ein Palliativ-Zentrum neben der Blankeneser Kirche gesammelt. Das ist ein Anliegen engagierter Blankeneser und der Evangelischen Kirchengemeinde Blankenese.
Es gibt einen sehr rührigen Verein zur Erforschung der Geschichte der Juden in Blankenese.
Es gibt in Blankenese seit vielen Jahren ein umfangreiches Diakonie-Netzwerk, deren Aufgaben sehr vielschichtig sind. Wir Blankeneser sind froh und dankbar auf dieLeistungen überwiegend Ehrenamtlicher der Blankeneser Kirchengemeinde.
Sehr geehrter Herr Steinlein, von Blankeneser Warte aus hat Ihr Leitartikel fast etwas Denunziatorisches. Das hat doch dieser Stadtteil nicht verdient. Sicher, so eine große bedeutende Zeitung wie das Hamburger Abendblatt muss den Finger auf die Wunde legen dürfen, es ist aber auch die Pflicht Ihrer Zeitung und der Chefredaktion, genau vor Ort zu recherchieren bevor man hunderttausendfach verbreitet, was so nicht stimmt !
Die Großstadt- Mission e. V. in Blankenese, Blank. Hauptstraße 43 lädt alle Interessierte und Nachbarn ein. Vielleicht haben Sie oder einer Ihrer Damen und Herren am 4. August 2012 zwischen 15.00 und 18.00 Uhr Zeit dieser Einladung zu folgen. Bitte Kuchen mitbringen! Anmeldung und Infos unter Telefon 869209
Mit freundlichen Grüßen
Heiner Fosseck

Montag, 12. März 2012


Blankenese ist schön

In einem verregneten Sommer 2011 hatten wir das Glück einen Tag ohne Regenschauer zu erleben, Ich hatte mich erboten, 14 Ostfriesen aus Norden mal zu zeigen, dass es auch in Blankenese an der Niederelbe doch recht anspruchsvolle Spaziergänge gibt.  So trafen wir uns am Blankeneser S-Bahnhof und zogen durch die Blankeneser Bahnhofstraße zum nächstem Bäcker, um Butterfranzbrote einzukaufen. Die gibt es fast nur in Hamburg. Hessepark wurde durch wandert, und dann den Steiler Weg hinunter, zum Op:n Kamp. Hier gab es schon wunderbare Aussichten auf Süllberg und Elbe. Am Brandts Weg besuchten wir Renate Schade, die in einem wunderbaren Haus hoch über der Elbe wohnt. Kröger runter und zum Fischerhaus an der Elbterrasse nauf. Hier ruhte noch still das Haus. Aber dann kam doch noch jemand und schloss das Haus auf. Das Heimatmuseum wurde besichtigt und weiter an das wunderschöne Haus eines Blödelbarden aus Ostfriesland vorbei zum Süllberg. Der Schlüssel für den Turm wurde abverlangt und dann etwa 100 Stufen empor.
Superweite Sicht von Wedel bis zur Hamburger Innenstadt und Freihafen.
Jetzt kam die Cap San Diego vorbei. Sie tutete dreimal und wir waren recht angetan. Ein schönes ehemaliges Schiff der Hamburg – Süd. Jetzt ging es wieder abwärts. An einer damaligen Bäckerei vorbei, die kürzlich restauriert und aufwendig renoviert wurde und nun  für vier Millionenzweihundertfünfund siebigtausend  angeboten wird. Am Bull’n war richtig was los und weiter ging es bis zur Treppe Am Hang. Kreuz und qur ging es sehr anstrengend nach oben und wir waren froh, dass wir endlich den Bahnhof erreicht hatten. Der 36er Bus kam pünktlich und die ganze Gruppe verschwand Richtung Hamburg.
Ein schöner Tag in Blankenese war zu Ende.
Heiner Fosseck

Sonntag, 11. März 2012

Tod auf Neßsand


                                                      Tod auf Neßsand   
Der Schweinesand  mitten in der Elbe am Hauptschifffahrtsweg  vor Blankenese wurde  durch Aufspülung  zum Neßsand. Hatte man doch Teile vor Finkenwerder  -  das Neß  - weggebaggert, um eine ausreichende Wasserfläche für Wasserflugzeuge zu bekommen.
Der junge  ehemalige deutsche Soldat Gerd Japp, hatte im Krieg den linken Arm verloren und sich nach dem zweiten Weltkrieg  angesichts  der schweren Wohnungsnot in Hamburg in einer ehemaligen Flakbaracke auf dieser Elbinsel vor Blankenese eingerichtet und wohnte hier mit seiner Frau Wilma Japp  und später mit den Kindern Karin, Ingo und Jutta  ein Leben wie Robinson Crusoe mitten in Hamburg.
Die Insel selbst ist ein Unikum. Gleich drei Länder stoßen auf dieser Elbinsel zusammen und drei Verwaltungen haben Besitzansprüche  und Zuständigkeiten. Doch nach dem  Zusammenbruch im Mai 1945 hatte der damalige Leiter Duve des Hamburger Naturschutzamtes  in Gutsherrenart Jörg Japp  auf der Insel als freien Mitarbeiter ohne Entgelt und Bindung angeworben und vereinnahmt. Ein kleines Schlauchboot war  für Versorgungsfahrten  vorhanden.
Später wurde ein ordentliches Anstellungsverhältnis mit Gerd Japp begründet. Gerd Japp war jetzt Mitarbeiter des Naturschutzamtes  und Inselwart von Neßsand.  Das war auch vonnöten, denn  nicht nur Blankeneser , sondern  Sonnenhungrige aus ganz Hamburg überfluteten an sonnigen Sommertagen die Insel. Hier wurden Zelte aufgebaut und Behelfsheime errichtet. An der Südkante war sogar ein Nacktbadestrand und von Blankenese aus fuhren mindestens drei Barkassen  im Sommer zur Insel. Da musste Ordnung geschaffen werden.
Da drei Länder ihre Zuständigkeiten anmeldeten, musste Hamburg erstmal  abklären, wer  federführend die Aufsicht über die Insel haben sollte. Na klar, Hamburg, denn die Hamburger hatten schon einen Inselwart installiert. Ohne langes Aufsehen wurden die touristischen Ansprüche der Hamburger auf der Insel eingeschränkt. Man fuhr jetzt auch lieber nach Norderney und Italien.
Am Freitag, den  16.  Februar 1962 fuhr der Inselwart Gerd Japp mit seiner  Barkasse, einem ehemaligen Vermessungsboot, nach  Blankenese und vertäute das Schiff am Bull’n. Er wollte zum Wochenende seine schulpflichtige älteste Tochter Jutta  von der Gorch – Fock – Schule abholen und auf die Insel zurück bringen.  Durch den Sturm, der sich im Laufe des Tages zum Orkan auswuchs, war es ihm nicht möglich auf der Insel anzulanden.
Verzweifelt  rief er die Wasserschutzpolizei zur Hilfe. Die informierte die Hamburger Feuerwehr, denn die hatte ein größeres Feuerlöschboot bei der Deutschen Werft liegen, das bei dem hohen Wellengang, der während des Orkans auf der Elbe herrschte, besser geeignet erschien.
Von der Feuerwache Finkenwerder setzte sich ein Feuerlöschboot mit dem Schiffsführer Gerd Stecher und seinen sieben Männern  in Richtung Blankenese in Marsch.  Blankenese wurde erst nach fast einer Stunde Fahrzeit erreicht. Hier stieg Gerd Japp mit ins Boot. Die Fahrt von Blankenese Anleger bis zur Südkante von Neßsand zog sich wegen des mit aller Macht tobenden Sturmes endlos hin. Bei der Insel angelangt, es war inzwischen Nacht geworden, sahen Gerd Japp und die Feuerwehrmänner im Scheinwerferlicht des Bootes  Frau Japp und ihre jüngsten Kinder in einem Beiboot sitzen, das auf den Wellen zwischen Baumspitzen auf der Insel trieb. Allem Anschein nach war es der Frau noch gelungen, das Boot am Dach oder einer Baumkrone festzubinden. Die Feuerwehr setzte vom Löschboot aus  ein mit drei Männern besetztes Schlauchboot ein, um an die ca. 100 Meter entfernte Frau heranzukommen. Bereits wenige Meter vom Löschboot entfernt wurde das Schlauchboot mit drei Männern von den Wogen erfasst und zum Kentern gebracht.Sie befanden sich unter dem Kiel des Feuerlöschbootes. Die Feuerwehrmänner konnten nur mit größter Mühe lebend geborgen werden. Sie waren Gottseidank angeleint gewesen.  Die Schreie von Wilma Japp die bis dahin fetzenweise bis zum Feuerlöschboot hin vernehmbar waren, brachen urplötzlich ab. Gleichzeitig war das Beiboot der Familie Japp aus dem Lichtkegel des Suchscheinwerfers verschwunden. Da es wegen der hochgehenden Wellen nicht möglich war, ohne Gefährdung  für Schiff und Leben der Besatzung, die Suche aufzunehmen, brach der Schiffsführer Gerd Stecher mit Einverständnis von Gerd Japp die Rettungsaktion ab. Das Feuerlöschboot  lief mit der erschöpften und zutiefst erschütterten Besatzung nach Finkenwerder zurück.
Am nächsten Tag erreichten Rettungskräfte und Bootsbesitzer  aus Blankenese die Insel und fanden die Leichen von  Wilma Japp und den Kindern. Der Hausrat hing in den Bäumen und war über die ganze  Insel zerstreut. Die Unterkunft  der Familie war zerstört.
Gerd Japp blieb der Inselwart auf Neßsand. Jetzt wurde ein großer Radarturm auf der Insel errichtet und eine flutsichere Anlegestelle. Das neue Heim der  Familie Japp, Gerd Japp hatte eine neue Lebenspartnerin gefunden, liegt flutsicher auf einer Warft.
Die Insel ist jetzt Rückzugsort  für durchziehende Zugvögel und ein wertvolles Biotop. Die Insel darf nicht von Unbefugten betreten werden.
Heiner Fosseck
PS: Der Bericht stützt sich auf einen Artikel von Werner Hoffmann „Die grüne Spur“. Zwei Jahrzehnte amtlicher Naturschutz in Hamburg. 1957 – 1977. Vision und Erfahrung
Die Schilderung vom  dramatischen Rettungsversuch der Feuerwehr wurde dem Buch „Die große Flut“ (Freie und Hansestadt Hamburg, Schulbehörde) entnommen.